Samstag, Mai 17, 2008

Heizkörper entlüften

Beitrag von Andreas Hersche

Jeden Herbst dieselbe Laier. Immer wenn die Heizperiode beginnt, meistens so im Oktober, beginnt unser Heizköper zu gurgeln. Dabei ist es wirklich so laut, dass es nervt. Etwas positives hat es, man hat das Gefühl, man sitze neben einem Springbrunnen.
Mit der Zeit fragte ich unseren Hausabwart, was man dagegen tun könne. Er meinte nur, wir sollen warten, er komme vorbei und werde ihn entlüften. Doch das geschah nie. Eines Tages kaufte ich mir einen solchen Entlüftungsschlüssel und versuchte auf eigene Faust, diesen Heizkörper zu entlüften. Dazu benötigt man ein dünnwandiges Gefäss, mit dem auslaufendes Heizwasser aufgefangen werden kann (Kunststoffmessbecher, grössere Tassen, Joghurtbecher, Gipsbecher o.ä. sind geeignet, Kübel sind eher nicht geeignet). Weiter ist es sinnvoll, ein Tuch oder einen Lappen griffbereit zu haben, falls irgendwo etwas Heizwasser daneben tropft. Das erste Mal steht man etwas hilflos vor dem Radiator und fragt sich, wie man das angehen sollte. Die eine Hand braucht man um zu entlüften und mit der anderen muss man die den Behälter halten. Um den Radiator zu öffnen benötigt man als einziges richtiges "Werkzeug" ein Heizkörper-Entlüftungsschlüssel. So ein Schlüssel kostet praktisch nichts.

Zuerst "dreht man den Heizkörper ganz auf", also z.B. das Thermostatventil auf die grösste Stufe stellen.
Das Entlüftungsventil befindet sich immer oben am Heizkörper (logisch, da sich ja Luft darin befindet und diese nach oben steigt), je nach Einbausituation rechts oder links.
Im Uhrzeigersinn dreht man langsam auf. Das Gefäss sollte man immer darunter halten. Irgendwann dringt Luft aus dem Radiator, das ist der entscheidende Moment. Genau da sollte man verharren und nicht mehr weiter aufdrehen. Nach einiger Zeit kommt statt der Luft ein konstanter Wasserstrahl aus 
dem Heizkörper. Danach kann man das Ventil wieder zudrehen.

Hinweise:
• Wenn anstatt der Luft gleich Heizwasser austritt, so war keine Luft im Heizkörper. Etwaige Probleme haben dann andere Ursachen.
• Je nach Heizsystem (insbesondere bei Mehrfamilienhäusern) kann es sein, dass das Heizwasser nicht tropft, sondern sofort in einem feinen Strahl austritt.
• Nicht erschrecken, der Wasserstrahl kann durch aus recht kräftig sein und es kann hörbar zischen.
Wenn keine Luft entweicht, kein Wasser ausfliesst und der Heizkörper kalt bleibt, kann die Ursache im Thermostat- oder Mischventil liegen. Es kommt vor, dass sich der Ventilstift über den Sommer etwas "festfrisst". In diesem Fall kann man das Thermostatventil erst ganz öffnen und dann komplett abnehmen (je nach Bauart mit Gewinde- oder Bajonettverschluss). Diese Arbeit erfordert allerdings bereits etwas mehr handwerkliche Geschicklichkeit als das Entlüften. Danach kann man den Ventilstift vorsichtig mit der Hand etwas bewegen. Wenn das nicht hilft kann man mit dem Griffteil eines Schraubenziehers o.ä. auf den Ventilstift klopfen (nicht mit dem Hammer oder der Rohrzange!). Ich rate auf die Verwendung einer Zange zu verzichten, da (im schlimmsten Fall) bei Beschädigung des Ventilstifts das Heizwasser austreten kann.

Luft im Heizsystem entsteht nicht durch ein Problem, dass die Heizung oder der Heizkörper undicht sind, sondern entstehen durch das Aufwärmen und Abkühlen des Wassers. Man kann mit dem Entlüften, und darum schreibe ich diesen Blog, sehr viel Energie sparen. Handwerker die an der Heizung gearbeitet haben und nicht Wasser nachgefüllt haben oder es wurde über lange Zeit kein Wasser nachgefüllt, sind Gründe für Luft in Heizkörpern. Es hat aber in meiner Berufspraxis schon Fälle gegeben, die kein Fachmann beantworten konnte. Wir entlüfteten und füllten Wasser nach. Nach kurzer Zeit gurgelte der Radiator wieder. Wir füllten mehrere Liter in das Heizsystem, jeden Winter. Die Leitungen waren dicht und wir wissen bis heute nicht, was für ein Problem vorliegt.
Auch wenn der Heizkörper kalt bleibt verbraucht er doch einiges mehr an Energie als wenn die Heizung aus ist. Es sollten immer alle Heizkörper in einem Haus entlüftet werden.
Man arbeitet sich dabei vom niedrigsten in der untersten Etage zum höchsten in der obersten Etage vor. Man entlüftet einen Heizkörper, besser das ganze System zu zweit. Einer bleibt an der Heizung und kontrolliert den Druck und stellt das nachlaufende Wasser, wenn der richtige Druck erreicht ist, ab. Damit das heisse Wasser der Heizung nach oben gepumpt werden kann, ist es in der Regel notwendig, dass bei dem Entlüften der Heizung auch Wasser in die Heizung nachgefüllt wird, sonst reicht der Druck nicht aus um das oberste Geschoss vollständig mit heissem Wasser zu versorgen (Umwälzpumpe).


An der Heizung ist auch ein Manometer an dem der Wasserdruck in Bar angezeigt wird. Sie müssen pro Meter Steighöhe für das Wasser 0,1 Bar Druck vorsehen. Der Druck sollte etwa 0,2 über dem höchsten Heizkörper liegen. Rechnen pro Etage je nach Höhe der Wände etwa 2,8 Meter plus dem Keller. Für ein durchschnittliches, zweistöckiges Haus, das eine Höhe von etwa 10 Meter inkl. Keller hat, sollte der Druck bei 1,2 Bar liegen.
Achtung: Immer alle Ventile an der Heizung schliessen, wenn fertig aufgefüllt wurde. Anscheinend passiert es immer wieder, dass ein Schlauch abrutscht und bei geöffneten Ventil das Wasser des ganzen Heizsystems in den Keller läuft. Autsch!

1 Comments:

Blogger Haustechnik HSZ-T said...

Irgendiwie kann ich mir fast nicht vorstellen, dass Du Entlüftungsventile mit einem Gegengewinde(Uhrzeigersinn)hast. Wenn doch, lerne auch ich gerne etwas dazu. Ansonsten bitte nicht am Entlüftungsschlüssel würgen, nichts ist festgefressen, nur die falsche Richtung, sonst gibts ne Sauerei!
Gruss brunskey

2:35 PM

 

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