Sonntag, Dezember 23, 2007

Komposttoiletten

Das wir Wasser immer noch als Transportmittel für Fäkalien und Industrieabwässer benützen, um sie nachher aufwendig und unter hohem Energieverbrauch in der Kläranlage wieder herauszuholen, ist doch keine zukunftsfähige Lösung. (Klaus Töpfer, Bundesminister Deutschland Öko-C Bulletin 76 April 98)

Meine Motivation hier eine Arbeit zum Thema Komposttoilette zu schreiben geht auf ein Projekt zurück, das ich vor nun beinahe 10 Jahren realisieren durfte. Es handelte sich um einen Holzlehmbau, bei dem die Lehmsteine Stein für Stein durch die Bauherrschaft hergestellt wurden. Der Bau verfügt über einen zentralen zweigeschossigen Lehm-Ofen welcher als Trockenspeicher das Gebäude sowie das Brauchwarmwasser aufheizt, sofern dieses nicht über die auf dem Dach angeordneten Kollektoren aufgewärmt wird. Für die Bauherrschaft war der Umgang mit Ressourcen ein sehr zentrales Thema und durfte auch beim Wasserverbrauch nicht halt machen.
Es ging nun darum, mit relativ spärlichen Informationen ein System anzuwenden, das zwar erprobt war, aber wenig verbreitet ist und bei Unternehmern zu Kopfschütteln führte. Es gab auch kein Produkt das man damals hätte kaufen und einbauen können. Wir waren in Kontakt mit dem Ökozentrum Langenbruck welches uns auf eine Toiletten-Schüssel vertröstete, welche „demnächst“ durch die Laufenerkeramik auf den Markt kommen sollte (diese Schüssel ist bis heut nicht auf dem Markt).

Gründe für die Verwendung von Komposttoiletten
Durch die Verwendung von Komposttoiletten können pro Jahr und Person ca. 20'000 Liter Trinkwasser gespart werden. Nun gut, man kann sagen, dass man dieses Ziel auch durch die Verwendung von Regenwasser erreichen kann. Das ist eine Möglichkeit löst aber auch nur ein Problem.
Gerade in dünner besiedelten Gebieten ist der Unterhalt der Kanalisationsanlagen relativ gesehen enorm teuer. Die im Grunde sehr jungen Kanalisationssysteme sind mittlerweile ca. eine Generation bis zwei Generationen alt und sehr sanierungs- oder vergrösserungsbedürftig. Diese Ausgangslage stellt viele, vor allem kleinere Gemeinden vor grosse finanzielle Probleme.
Abwasser aus Haushalten wird mit dem Abwasser von Industrie und Verkehr vermischt, welche Schwermetalle und andere Schadstoffe enthalten. Diese können in Kläranlagen nur unvollständig herausgefiltert werden. Die Restverschmutzung belastet unsere Gewässer. Mit Schadstoffen belasteter Klärschlamm kann nicht als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden. Seine Entsorgung (Verbrennung) verschleißt Energie und einen wertvollen Rohstoff, welcher als Naturdünger in den natürlichen Kreislauf zurückgegeben werden kann.

Technische Funktion
Die Funktionsweisen der verschiedenen Komposttoiletten-Systeme sind im Prinzip gleich. Die Fäkalien fallen durch ein Rohr in den großen Kompostbehälter. Kompostierbare Abfälle aus der Küche kommen - gegebenenfalls durch einen eigenen Abwurfschacht ebenfalls dort hinein. Ein Abluftventilator sorgt für den Abtransport der Feuchtigkeit, für die Durchlüftung des Kompostierguts und verhindert durch den Aufbau eines permanenten Unterdrucks eine unangenehme Geruchsbildung.
Anders als beim WC sind die menschlichen Ausscheidungen bei der Komposttoilette nicht mit einem Knopfdruck „aus den Augen, aus dem Sinn“.
Der Urin wird durch die Verwendung einer speziellen Schüssel separat abgewiesen, um den Feuchtigkeitsanteil im Kompostiergut nicht zusätzlich zu erhöhen. Zur besseren Kompostierung müssen regelmäßig kohlenstoffhaltiges Materialien wie Rindenschrot oder Holzhäcksel und Kalk zur Regulierung des pH-Wertes zugegeben werden. Je nach grösse des Gärbehälters muss er alle ein- bis zwölf Monate gelehrt werden und in einem Nachgärverfahren zu hochwertigem Kompost zersetzt werden. Nach etwa drei Jahren kann die fertige Komposterde der Erde zurückgegeben werden.
Für die Bewohner hat sich herausgestellt, dass eine Komposttoilette einen Wartungsaufwand mit sich bringt, damit der Kompostierungsprozess gut funktioniert. Probleme (z.B. vorübergehende Fruchtfliegenplagen) versuchen die Benutzer durch „learning by doing“ selbst in den Griff zu bekommen.
Auf der Seite der Behörden gab es keine Einwände gegen die Komposttoiletten. Aber auch die Anschluss gebühren wurden nicht erlassen, da niemand so richtig dem System vertraut hat.






http://www.naturbauhof.de
http://www.komposttoilette.de

Global
Derzeit sterben auf der Erde mehr Menschen an wasserbedingten Krankheiten als in Kriegen. Das ist eine menschliche Tragödie - und ein enormes Entwicklungshindernis in vielen Ländern der Dritten Welt. Rund 5000 Kinder sterben täglich an den Folgen schmutzigen Wassers. 2,6 Milliarden Menschen besitzen keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung. Das sind mehr als doppelt so viele wie die 1,1 Milliarden, die ohne sauberes Trinkwasser auskommen müssen. Es geht um eine Katastrophe, die sich fernab der Medienöffentlichkeit abspielt. Mangels adäquater sanitärer Einrichtungen und Entsorgung bleibt Abwasser vielfach in der unmittelbaren Wohnumgebung. Die weltweite Sanitärkrise hat eine enorme Tragweite. Als "schmutziges" Pendant des "sauberen" Versorgungsthemas genießt sie jedoch wenig Aufmerksamkeit. Wer auf ihre Bedeutung aufmerksam macht, wird schnell bespöttelt, "mit Klos die Welt retten" zu wollen. Dabei sind Ver- und Entsorgung untrennbar miteinander verbunden. Ohne zuverlässige Abwasserbeseitigung gibt es keine zuverlässige Trinkwasserversorgung.
Es müssen zur Lösung der weltweiten Sanitärkrise vor allem jene Tabus gebrochen werden, die der aktiven politischen Problembehandlung im Weg stehen. Dass "Unreines" nicht öffentlich diskutiert wird, ist nämlich irrational, lebensgefährlich und kostspielig. Ähnlich wie bis vor kurzem noch HIV/ Aids ist sanitäre Grundversorgung etwas, über das Politiker sich nur ungern öffentlich äußern. Für Wahlkampffotos ist die Einweihung eines Brunnens allemal attraktiver als die Eröffnung einer Latrine.

Urs Hossli

1 Comments:

Blogger Haustechnik HSZ-T said...

Gratuliere zu dieser guten Arbeit. Das eine unmenge Trinkwasser durch die Spülung verloren geht ist bedanklich- sie zeigen eine alternative auf. Wobei der Gedanke der Regenwasser- Verwendung angesprochen wird, aber gleich wieder fallen gelassen wird. Mit der Komposttoilette können Sie ja nur ein Teil der Abwassermenge reduzieren- wie gehen Sie mit der restlichen Wassermenge um (Kanalisation- Erneuerung etc.)?
Note: 5

6:13 AM

 

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