Donnerstag, April 16, 2009

Herausforderung: Kontrollierte Lüftung bei Minergie-Sanierung

Ausgangslage:


Vor zwei Monaten habe ich eine Minergiesanierung eines Reiheneinfamilienhauses aus den 70er Jahren abgeschlossen. Das Gebäude besteht aus einem Unter-, einem Erd- und einem Dachgeschoss, mit ca. 340 m3 beheiztem Volumen. 

Bei der Schlussabnahme hat die Bauherrschaft angemerkt, dass die Luft seit der Sanierung, respektive seit der Inbetriebnahme der Lüftung unangenehm trocken geworden sei und die Lüftungsgeräusche auf der Stufe 2, beim Einschlafen doch auch sehr gewöhnungsbedürftig sind. 

Das Phänomen der trockeneren Luft mit einer kontrollierten Lüftung ist eine bekannte Nebenerscheinung, aber dennoch muss überprüft werden ob ein Mangel vorliegt oder nicht.

Das selbe gilt selbstverständlich für den zweiten Kritikpunkt, die zu lauten Lufteinlassgeräusche. 



Vorgehen und Lernprozess:


Einer der Vorteile einer kontrollierten Lüftung ist bereits genannt, sie kann kontrolliert und somit eingestellt werden.

Obwohl wir uns beim Einbau der Lüftungsverteilrohre für Kunststoffrohre mit Durchmesser 90 mm anstelle von 75 mm entschieden haben um so die Strömungsgeschwindigkeit zu reduzieren, waren auf der 2. Lüftungsstufe störende Strömungsgeräusche, vor allem natürlich beim Einschlafen zu hören. Vom Lüftungsgerät (Drexel und Weiss, Aerosilent classic) selbst, welches gleich neben dem Elternschlafzimmer in einen Schrank eingebaut wurde, ist dank aller getroffenen Massnahmen, nichts zu hören. Bewährt haben sich dabei dass der bestehende Bodenbelag aufgetrennt, das Lüftungsgerät mit Gummisockeln vom Boden abgesetzt und bei den Schalldämpfern nicht gespart wurde (Rechteckschalldämpfer 160/200 von Böni +Co AG, anstelle der geplanten Westersilent Rundschalldämpfern ø 160 mm). Der vom Schreiner innen ausgedämte Schrank dämpft die Geräusche des ohnehin schon leisen Gerätes noch zusätzlich.

Das zeigt zwar die positiven Seiten und Erfahrungen, löst aber unsere Probleme noch nicht. Die zweite Lüftungsstufe ist beim einschlafen grundsätzlich richtig, da der erhöhte Luftbedarf abgedeckt werden muss. Somit haben wir uns überlegt entweder die Lüftungsleistung der zweiten Stufe von 160 m3/h auf 140 m3/h zu reduzieren oder während der Einschlafphase die Lüftung weiterhin auf der Stufe eins, bei 112 m3/h zu belassen und erst nach einer Stunde auf die höhere Stufe umzuschalten.

Letztere Variante hat sich nach einer Testphase von einer Woche als die Richtige in diesem Fall herausgestellt und zwar weil eine Reduktion der zweiten Stufe zwar die Geräusche reduziert, aber auch dem erhöhten Luftbedarf nur noch bedingt nachkommt. Die verzögerte Umschaltung auf die zweite Stufe hingegen, hat noch geringere Geräuschemissionen als bei der reduzierten Variante während der heiklen Einschlafphase zur Folge und wird anschliessend über die Nacht auch dem erhöhten Luftbedarf gerecht.


Die zweite Herausforderung war, oder besser ist die zu trockene Luft. Grundsätzlich wollen wir auf eine "künstliche" oder aktive Luftbefeuchtung mit einem Befeuchter verzichten.

Die Luftfeuchtigkeit wurde durch den Haustechniker an mehreren Tagen und zu verschiedenen Zeiten gemessen und im tiefsten Fall auf 20% relativer Luftfeuchtigkeit und im Durchschnitt auf 30% relativer Luftfeuchtigkeit festgelegt.

Diese Werte liegen bekanntlich im tolorierbaren Bereich, aber wenn es dem Bauherren unangenehm ist muss man selbstverständlich trotzdem eine Lösung finden.

Da das Haus praktisch den ganzen Tag über leer ist da alle arbeiten, fehlt natürlich der grösste "Luftbefeuchter" im Haus. Um jetzt aber den Mensch (in diesem Fall 4 Erwachsene) zu ersetzen der bei leichter Aktivität ca. 30 - 60g Wasser pro Stunde an die Umgebung abgibt, müssten doch ungefähr 8 mittelgrosse Gummibäume oder 5 Aquarien ins Haus gebracht werden. 

Da dies nich im Sinne der Bauherrschaft ist, versuchen wir es nun mit 3 - 4 Topfpflanzen und werden bei keiner merkbaren Verbesserung, als nächsten Schritt die erste Stufe der Lüftung auf ca. 100 m3/h reduzieren um den Luftaustausch unter Tags zu verlangsamen, wenn das Haus leer steht.


Ob diese Massnahmen die gewünschte Wirkung erzielen, wird sich in nächster Zeit zeigen.



Quellennachweis:


- Hauptquelle: Erfahrung direkt vor Ort auf der Baustelle;


- Broschüre Optimales Lüften, vom Schweiz. Fachverband Fenster- und Fassadenbranche, 

  4. Auflage Sept. 2002;


- Heizung, Lüftung, Elektrizität, Energietechnik im Gebäude, von Christoph Schmid, 

  3. Auflage 2005;


- Homepage von Minergie, www.minergie.ch;


- Homepage von Drexel und Weiss, www.drexel-weiss.at.



Reto Wolf, Architektur Student HSZ-T, Klasse A06b,16.04.2009

1 Comments:

Blogger Haustechnik HSZ-T said...

Ich bin der Meinung, dass die 2. Stufe am Tage, bei vollem Betreib im Haus eingestellt werden muss. Nachts genügt eine reduzierte Luftmenge- siehe dazu auch SIA 382/1, Anhang A. Ihr beschriebenes Vorgehen finde ich gut. Erhöhte Akustik kann sich auch bei falsch ausgelegten Luftauslässen einstellen- vielleicht überprüfen. Viel Erfolg. Note 6.

3:34 AM

 

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