Mittwoch, April 15, 2009

Dichtigkeit - Lüftung

In unseren Breitengraden muss acht bis neun Monate geheizt werden.

Ein Grossteil der Gebäude- CO2- Ausstosse können durch verbesserte Wärmedämmung reduziert werden.
Durch eine erhöhte Dichtigkeit von Fenster und Gebäudehülle verspricht man sich eine weitere Reduktion der Ausstosse, da dichtere Gebäude weniger schnell auskühlen und somit auch weniger beheizt werden müssen.

Die Gebäude weisen indessen eine solch hohe Dichtigkeit auf, dass auf eine Komfortlüftung kaum mehr verzichtet werden kann. Der Natürliche Luftwechsel fehlt.
Im Gebäude entsteht Feuchtigkeit. Produziert wird Diese durch den Menschen selber, durch die Nutzung z.B. Kochen oder aber auch aus abtrocknenden Gebäudeteilen wie Beton, Mauerwerk, Unterlagsböden usw.
Diese Zwangsläufig anfallende Feuchtigkeit muss abgeführt werden, da Sie nicht mehr durch Schwachstellen in der Gebäudehülle entweichen kann. Ich möchte hier vermerken, dass ich nicht der Meinung bin, dass eine Undichte Gebäudehülle nützlich wäre. Die ausdringende, feuchte Luft würde in der Konstruktion zwangsläufig auf kalte Bereiche treffen, an welchen Kondensat entsteht. Auf die daraus folgenden Schadenbilder möchte ich an dieser Stelle nicht eingehen. Wände, Böden und Decken sollten Feuchtigkeit kurzzeitig aufnehmen und rasch wieder abgeben können. Kunststoffhaltige Sperrschichen wie Dispersionsfarben sind nicht offenporig und können demnach nicht Feuchtigkeitsregulierend wirken.
Die Gebäudehülle sollte früher, und auch heute, nach wie vor dicht sein.
Um Raumluftfeuchtigkeit zu vermeiden, ist also eine Luftzufuhr von Aussen zu gewährleisten. Dies ist durch manuelle Lüftung, durch automatische Öffnungen die über einen Timer oder eine Feuchtigkeitsmessung geregelt sind, oder durch eine Lüftungsanlage mit Zuluft und Abluft möglich.

Bei der für den Betrieb der Lüftung nötigen Produktion von Elektrischen Energie, wird ebenfalls CO2 ausgestossen. Diese Tatsache wird oftmals grosszügig übersehen.

Früher wurde, im Gegensatz zu Heute, oftmals eine zu niedrige Raumluftfeuchtigkeit beanstandet. Verantwortlich dafür war der hohe Luftwechsel durch Undichtigkeiten bei den Fenstern. Umlaufende Dichtungen bei den Fenstern waren damals noch kein Thema. Der Luftaustausch fand demnach zwischen Flügel und Rahmen statt. Die Gebäudehülle war damals wie heute dicht.

Auf der Suche nach geeigneten Alternativen zur Lüftungsanlage, also der Möglichkeiten der Frischluftzufuhr ohne zusätzliche oder reduzierte Umweltbelastung bin ich auf Folgende Möglichkeiten gestossen:
Wie oben bereits erwähnt, gibt es die Möglichkeit der natürlichen Lüftung. Die erfolgreiche Lüftung ist hier abhängig von der Verlässlichkeit auf den Bewohner – und somit unbrauchbar.
Mit der automatischen Lüftung wird dieser Faktor aufgehoben. Diese braucht jedoch einen Elektrischen Antrieb, eine Steuerung oder Messfunktion.

Beide Systeme haben den Nachteil, dass nicht vortemperierte Aussenluft in den Raum strömt und somit den Heizleistungsbedarf erhöht.

Mit dem „air V1“ System von Swisswindows haben die Hersteller versucht nicht motorisierte und automatische Lüftung zu vereinen. Es entstand ein selbstregelndes System.















Systembeschrieb des Herstellers: Der unsichtbare Klapplüfter air V1 ist ideal für einen kontrollierten Luftaustausch. Die von aussen zugeführte Frischluft steigt infolge Druckdifferenz zwischen dem Flügel und dem Rahmen nach oben durch den Lüfter ins Rauminnere. Die Lüfterklappen sind mit unterschiedlichen Kontergewichten ausgestattet, wodurch die einzelnen Lüfter entsprechend den Windgeschwindigkeiten reagieren. Zuglufterscheinungen treten nicht auf, da bei entsprechendem Winddruck der Regelmechanismus einsetzt.
Die einströmende kalte Zuluft erwärmt sich und steigt nach oben. Die frische erwärmte Luft gelangt bei geöffneten Lüfterklappen in den Raum. Der Klapplüfter verfügt über eine Luftstrombegrenzung mit zweistufiger Regelung. Die Regelung erfolgt durch zwei Ein- zelmodule mit unterschiedlich gewichteten Regelklappen für unterschiedliche Windlastbereiche. Bei stärkeren Windgeschwindigkeiten regulieren die Lüfterklappen (rot) automatisch die einströmende Luft, sodass keine Zuserscheinungen auftreten können. Sinkt die Windgeschwindigkeit wieder, öffnen sich die Lüfterklappen automatisch für neue Frischluftzufuhr.

Bei diesem System ist der Lufwechsel (ca. 6 m3/h), im Vergleich zu anderen Systemen, gering. Die erforderliche Erwärmung der Aussenluft stelle ich etwas in Frage.

Ähnliche Systeme mit direktem Lufteinlass über den Rahmenanteil können mit einer Abluftanlage gekoppelt werden. Dies findet vor allem bei Umbauten Anwendung, da die Zuluft aus technischen bzw. baulichen Gründen nicht in die Wohn und Schlafräume gebracht werden kann. Eben dort werden dann die Lüftungseinlässe über den Fenstern angebracht.

Werden bei einem Umbau die Fenster erneuert (ohne Lufteinlässe) und das Gebäude somit dichter, so entsteht durch die Küchen- oder Badabluft ein Unterdruck in den Räumen. Dieser Unterdruck muss irgendwie ausgeglichen werden. Dies geschieht an den Stellen wo es eben noch möglich ist z.B. unter der Wohnungseingangstüre die eventuell im Rahmen der Fenstersanierung nicht erneuert wurde und deshalb eine geringere Dichtigkeit aufweist. Pfeiffgeräusche und Gerüche des angrenzenden Raumes sind die Folge dieses Druckausgleichs.
Um diesem Problem entgegen zu wirken, haben die Fensterbauer eine neue Flügelkippstellung bei diesen Fenstern eingebaut. Das Fenster bleibt einen ganz kleinen Spalt offen, um das Nachströmen der Aussenluft zu ermöglichen. Im Endeffekt eigentlich das gleiche wie ein Lufteinlass über dem Fenster.

Bei Wohn- Neubauten ist ein Kontrollierter Luftwechsel in Form einer Lüftungsanlage, zur Erreichung des Minenergiestandards, Voraussetzung.
Bei Sanierungen kann, an Standorten der Empfindlichkeitsstufe I oder II der Lärmschutzverordnung, auch mit Automatischen Lüftungsöffnungen gearbeitet werden.

Nicht automatisierte Nachströmungsöffnungen sind für den Minenergiestandart, sowohl im Neubau, als auch bei Umbauten, nicht zulässig.
Denn Überspitzt formuliert sind diese Nachströmungsöffnungen nichts anderes als undichte Bauteile. Nach dem Reglement und Nachweisverfahren ist aber zur Vergabe des MINERGIE-Labels für Fenster im Wohnungsbau eine hohe Dichtigkeit des Fensters unabdingbar.

Fazit:
Aussenwände haben immer Luftdicht zu sein. Durch die technische Verbesserung der Fenster wurden die Gebäude zwar Energieeffizienter, aber auch dichter und der Luftwechsel findet nicht mehr statt. Eine Lüftung ist jetzt notwendig. Alternativen zur Kontrollierten Lüftungsanlagen sind heute nur bedingt einsetzbar, denn für den heutigen Standard (MINERGIE) sind natürliche Nachströmungsöffnungen, worauf viele Systeme basieren, nicht Zulässig. Bei Umbauten sind allenfalls automatische Fenstermechanismen mit Steuerung zulässig.

Jan Sandmayr

Quellen:

- SIA 180, Wärme und Feuchteschutz
- H.R. Preisig, M. Zumoberhaus: Luftdurchlässigkeit der Gebäudehülle
- Schweizerischer Fachverband Fenster- und Fassadenbranche FFF
-
www.swisswindows.ch
- Reglement und Nachweisverfahren zur Vergabe des MINERGIE-Labels für Fenster im Wohnungsbau.

2 Comments:

Blogger Haustechnik HSZ-T said...

Wie sieht es mit der Wärmerückgewinnung aus? Ein Luftaustausch ohne die warme Abluft über einer WRG zu nutzen wäre unsinnig. Mit dem Fenster würde aber gerade dies passieren.
Note 5.

7:22 AM

 
Blogger thommy_Z said...

Da ich in einem tendentiell sanierungsbedürftigen Haus (60er Jahre Bau) wohne, in dem sich weder die Luftfeuchtigkeit noch die Innentemperatur kontinuierlich regulieren lässt, habe ich mir unlängst einen Humidity Sensor besorgt. Dies auf einen Tipp hin, dass ein CO2 Sensor durchaus gute Ergebnisse liefert.

6:36 AM

 

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