Mittwoch, April 15, 2009

Bauteiltemperierung / Kühledecke

Ausgangslage

Seit einigen Jahren bauen wir für unseren Hauptkunden die bestehenden Zellenbüros in Grossraumbüros um. Neu müssen sich 31Personen einen 350m2 Raum teilen.

Um in den Sommermonaten das Arbeiten angenehmer zu gestalten wurde entschieden, jedes Geschoss mittels eigenem Monobloc zu kühlen. Kaum eingebaut kamen schon die ersten Reklamationen. „Mir ist zu kalt... bei mir ziehts... die Lüftung ist zu laut“.

Parallel dazu waren wir an der Planung eines Neubaus der ausschliesslich mit Sprechzimmern ausgestattet war. Wir waren auf der Suche nach Alternativen zum Kühlen mit Luft. Wir haben das System Bauteiltemperierung oder Kühldecke in Betrachtung gezogen. In diesem Lernjournal möchte ich die Funktionsweisen der Kühldecken und Bauteiltemperierung analysieren.

 

Bauteiltemperierung

Betonkernaktivierung oder auch Bauteiltemperierung wird als Technik der Stunde vermarktet.

Die Kühlung wird mittels Speicherfähigkeit der Betondecke erreicht. Die Masse der Betondecke wird nachts gekühlt. Die Decke dient so tagsüber als Speicher und führt bei Spitzenlasten die Raumwärme sanft ab. Natürlich kann man dasselbe System im Winter als Raumheizung verwenden. Die Decke dient als riesiger Wärmestrahler. Um diesen Wärmestrahler zu erwärmen genügen bereits geringe Vorlauftemperaturen. Dies wirkt sich positiv auf die Heizkosten aus und ausserdem kann dieses System auch mit Wärmepumpe oder Sonnenkollektoren betrieben werden.

Als Hauptkomponente des Systems dienen Kunststoffrohre, welche mittels Distanzhalter in die Schalung gelegt werden. Durch diese Röhrchen fliesst dann das heisse bzw. kalte Wasser.

Ein grosser Nachteil dieses System ist ironischer Weise die Trägheit des Betons. Denn genau weil der Beton so träge ist, kann man nicht flexibel auf Temperaturwechsel reagieren. Dies führt in den Übergangsperioden vielfach zu unzufriedenen Benutzern.

Ein uns allen bekanntes Gebäude, welches mittels Bauteiltemperierung ausgeführt wurde, sind die Sunrise Tower in Oerlikon.

 

 

 

Kühldecken

Wie schon oben erwähnt ist der grosse Nachteil der Bauteiltemperierung die Trägheit des Speichermediums. Diese Flexibilität wird vom System Kühldecke geboten.

Die Produzenten der Kühldecke werben mit den ähnlichen Vorteilen wie die obigen.

Die Kühldecke kühlt geräuschlos. Weil sie mittels Strahlungskühlung funktioniert, wird das System vom Menschen angenehmer empfunden. Es entstehen keine Zugserscheinungen.

Ein mögliches Trägermedium für Kühldecken sind Kupferröhrchen. Weil in Gewerberäumen meistens eine abgehängte Decke eingebaut wird, kann dieses System komfortabel zwischen Betondecke und abgehängter Decke montiert werden. Natürlich ist auch dieses System reversibel und kann im Winter als Flächenheizung umfunktioniert werden. Dies ist vor allem interessant, in Kombination mit reversiblen Wärmepumpen, die im Sommer auf Kühlbetrieb umgestellt werden können.

Die Systeme bestehen aus einem Kühlregister aus Kupferrohren, aus Wärmeleitlamellen, einem Deckenelement, flexiblen Anschlussschläuchen und Anschlussleitungen sowie Formteilen aus diffusionsdichtem Kunststoffrohr.

Die Kühlregister werde in die Metall- oder Gipsdeckenelemente eingelegt und mittels Schraubverbindung fixiert.


 

 

Fazit

Im oben erwähnten Neubau haben wir uns für die Kühldeckenlösungen in Kombination mit einer gewöhnlichen Kühlanlage entschieden. Ein Hauptargument zugunsten der Kühldecke lag darin, dass man zur Kühldecke im Falle eines Schadens jederzeit gelangen kann.

Bei der Bauteiltemperierung hingegen müsste man den Beton aufspitzen. Weiter war die kurze Reaktionszeit der Kühldecke ein grosser Vorteil.

Nun sind die angesprochenen Sprechzimmer seit bald einem Jahr in Betrieb. Im gewöhnlichen Alltag funktionieren die Systeme Kühldecke und Kühlanlage sehr gut. Bei sehr hohen Aussentemperaturen mussten wir ständig Reklamationen der Kunden entgegennehmen, es sei viel zu warm.

Bei der Untersuchung fand der Santiär heraus, dass die Leute im Sprechzimmer jeweils warm hatten und infolgedessen die Fenster öffneten. Nun strömte warme Luft hinein, dies führte wiederum dazu, dass die Vorlauftemperatur der Kühldecke unterhalb des Taupunkts geriet und den Betrieb einstellte. Dies geschieht, damit kein Tauwasser auf die Gipsdecke gelangt. Seit wir nun die Fenstergriffe demontiert haben, sind alle Beteiligten wunschlos Glücklich.

Eine meiner Erkenntnisse daraus ist, dass man es nicht allen recht machen kann, wenn 90% zufrieden sind, muss das genügen.

 

Quellen:

Verbundnetzplus.de / Raumkühlung.pdf

Tobler Haustechniksysteme                  domotecnica.ch

Walter Meier                                         waltermeier.com

Axima Kühldecken                                axima.ch

TABS Vescal                                       heizen.ch

 

Elvis Pidic, 15.04.2009

1 Comments:

Blogger Haustechnik HSZ-T said...

Eine gute Arbeit. Aus einer Problemstellung haben Sie den Verlauf zur Problemlösung schön dargelegt.
Note 6

4:27 AM

 

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